Die Nachbarn – im Kleingartenverein ein wichtiger Faktor
Du findest die Idee, dass Du fortan den ganzen Sommer und auch Teile des Herbstes im Grünen, auf Deinem kleinen Grundstück mit Häuschen, verbringst, ganz famos. Aber Du solltest bei aller Euphorie nicht die Nachbarn außer Acht lassen, denn sie sind Dir näher als Deine Nachbarn im Mehrfamilienhaus!
Du denkst bei den Kleingartenfreunden an Menschen mit grünem Daumen, die in Gummistiefeln im Matsch herum waten und Dir alles über den Wuchs und die Aufzucht der Clematis erzählen können. Dies ist leider nur ein Teil der Wahrheit bzw. des Zusammenlebens mit Deinen zukünftigen oder bereits Nachbarn. Du triffst nämlich auf jede Art von Typen und Verhaltensweisen, und das macht das Leben als Schrebergärtner zwar sehr abwechslungsreich, kann aber auch anstrengend sein. Um nicht in einem Meer von seltsamen Gestalten unter zu gehen, hilft hier vielleicht eine kleine, zwangsläufig unvollständige Typologie, anhand derer Du Dich auf dem Terrain orientieren kannst. Sei sicher: Am Ende sind sie alle ganz nett und friedlich, spätestens beim gemeinsamen Bier am Abend.
Immer die Schere im Anschlag: der Pedant
Es gibt sogar bei den Schrebergärtnern die, die man eher als Buchhalter wähnen würde. Vielleicht sind sie es im echten Leben auch, was Du nach und nach erfährst. Wenn Du neu auf dem „Platz“ bist, und einen echten Pedanten zur Rechten hast, musst Du sehr genau hinsehen und gut überlegen, wie viel Du von dessen Art übernimmst. Von den Satzungen einmal abgesehen, aus denen einige Details bezüglich der Höhe der Büsche etc. klar hervor geht, hast Du es bei solchen Typen mit relativ anspruchsvollen Menschen zu tun, die diese Ansprüche leider auch auf Dich ergießen. Wenn Du mit diesem „Alle Rosen sollten die gleiche Höhe haben“ Typus zu tun hast, musst Du Deine eigenen Ordungsvorstellungen noch einmal überdenken. Dein Pedantennachbar ist Maß aller Dinge, vor allen Dingen, wenn er schon länger auf dem Turf ist als Du. Geh in Dich, was ist so schlimm daran, auch auf die Höhe der Pflanzen zu achten?
Ober cool: die Hippies von nebenan
Du kannst aber auch Glück haben und als Nachbarn solche abbekommen, die den neuen Typus der Kleingärtner zu verkörpern scheinen. Nennen wir sie hier einmal die Hippies, auch wenn sie selbst das wohl nicht tun würden. Diese Leute sind eins ganz sicher nicht im realen Leben, nämlich Buchhhalter, sondern Lehrer, IT-ler, Kitaleiter oder Töpfer. Was sie umtreibt ist, die Nähe zur Natur zu haben, so oft wie möglich, aber ohne den großen Aufwand zu treiben, den ein Kleingarten auch bedeuten kann. Wenn Du solche Nachbarn hast, wird es lustig und unkompliziert. Die immer etwas wurstig angezogenen Kinder kommen gerne auf einen Schwatz zu Dir, „helfen“ Dir beim Buddeln und Harken. Und die Eltern sind abends immer gerne bereit, Dir auch einen Schluck aus ihrer Weinflasche zu gönnen. Freu Dich an ihrem bunt gestalteten Häuschen, an den interessant geformten spitzen Blättern ihrer Lieblingspflanze und am völligen Fehlen von geraden Linien. Paradies!
Sympathisch und nett: die Rentner
Ein angenehmer Typ, um den man Dich beneiden kann, ist der „immer draußen Typ“ jenseits der 70. Dieser Rentner ist, ob als Paar oder Solist, so etwas wie die gute Seele des Ganzen. Er kommt seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten hierher, und er kennt nicht nur alle Ex- und Noch-Nachbarn, sondern auch so gut wie jede Pflanzenart. Dieser Mensch hat sehr viel Zeit und von daher auch mehr Geduld als Andere, wenn es darum geht, den Pflanzen beim Wachsen zu zu sehen. Er übernimmt auch klaglos die Pflege Deiner Rosenstöcke, wenn es Dich nach Mallorca zieht, und Du kannst sicher sein, dass Deine Rosen tip top sind, wenn Du sie wieder übernimmst. Der Rentner mit Kleingarten mag auf den ersten Blick etwas bieder wirken, aber was schert es Dich, wenn er so hilfsbereit und engagiert ist? Genieße solche Nachbarn, sie sind Gold wert!
Keine Feier ohne Meyer
Da man den Kleingarten ja nicht nur hat, um sich mit Pflanzen zu beschäftigen, sondern auch ein Gemeinschaftserlebnis mehr oder weniger anstrebt, ist es klar, dass häufig gefeiert wird. Es gibt die formellen Feiern, wie das Sommerfest oder das Ernte Dank Fest, aber auch die Tatsache allein, dass das Wochenende angebrochen ist, ist Grund genug zum Feiern. Und da hast Du es mit sehr unterschiedlichen Typen zu tun. Manch Einer trinkt ein Glas Wein, erzählt einen Witz, den er sonst nicht erzählen würde, und trollt sich. Andere dagegen blühen im Kreise der Mitgärtner so richtig auf und dreschen Karten, erzählen aus uralten Zeiten und wollen so gar nicht gen Heimat oder Häuschen aufbrechen. Wenn Du das Pech hast, die richtigen Party Animals neben Dir zu haben, hast Du zwei Optionen: Du feierst kräftig mit, oder Du kaufst Dir Ohropax. Zwischen den beiden Optionen zu pendeln, schließt sich aber nicht aus. Nimm´s sportlich, Du bist ja quasi im Urlaub.
Du kannst eine Menge lernen
Wenn Du in der Umgebung nun die Grundtypen ausgemacht hast, bist Du schon einen Schritt weiter in Sachen „So sind sie nun mal“. Wie im richtigen Leben hast Du hier jede Sorte, und das kann doch sehr bereichernd sein. Du kannst also nicht nur lernen, wie Du eine Kräuterspirale anlegst, oder wann Deine Rosen zu schneiden sind, sondern auch erfahren, wie unterschiedlich Menschen doch sind. Und Du kannst Deine eigenen Grenzen auch ausloten: also, was ist für Dich wichtig, was tolerabel, was gar nicht? Und, vergiss nicht, Du hast ja auch noch ein echtes Zuhause, in das Du fliehen kannst, wenn die Party mal wieder zu laut war oder Dir das Kantenabmessen von Buchhalterseite zu sehr auf die Nerven geht. Zuhause ist es dann so laut, so leise, so aufgeräumt, so schlumpfig, wie Du es willst. Dein Rückzugsort – das Zuhause, das Dich für den nächsten Auftritt im Kleingartenverein stählt.